Brief an die Pateneltern

Liebe Pateneltern,

Unser zweiwöchiger Besuch in Bondolfi im Juni war geprägt von vielen fröhlichen Kindern und schönen Erlebnissen, leider gab es aber auch neue Notfälle und Probleme.

Endlich bin ich so weit, die Briefe und Fotos sind sortiert und die Abzüge sind gekommen. Im Mitteilungsblatt von Kernen, in der Fellbacher und Waiblinger Zeitung konnten Sie bereits einige Neuigkeiten lesen. Wer keinen Zugang zu den Zeitungen hat, kann alles in unserer Homepage unter www.kernen-masvingo.de finden. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass durch die verschiedenen Berichte sich bereits 9 neue Paten gemeldet haben. Die zum Teil schon etwas größeren Kinder müssen nun nicht mehr bangen ob sie weiter in die Schule gehen dürfen und unsere freien Spendengelder können für andere Aufgaben eingesetzt werden.

Bei Brandon zuhause wird sonntags die Ernte eingeholt und auf dem Freiluft-speicher gelagert. Dort trocknet der Mais und ist sicher vor Mäusen und Hühnern

Aktuell haben wir 89 Patenkinder (Patenschaften, die beendet werden nicht eingerechnet), davon sind 2 Kinder im Kindergarten (1 Kind in Bondolfi und 1 Kind in Munongo), 35 Kinder sind in der Primary Schule (33 in Bondolfi und 2 in Munongo), 30 Kinder in der Secondary Schule in Bondolfi, 8 im Lehrerseminar, 4 auf der Capota Blindenschule und 10 auf anderen Schulen verteilt bzw. wiederholen die Mittlere Reife (O-Level Prüfung).

6 junge Lehrer haben das Lehrerseminar abgeschlossen, bei einer Absolventin wissen wir aktuell noch nicht ob sie bestanden hat – 5 haben bestanden und suchen nun eine Stelle irgendwo in Simbabwe. Wir wünschen ihnen viel Erfolg.

Leider müssen wir einige Patenschaften vorzeitig beenden, das hat verschiedene Gründe. Mich macht es traurig, dass wieder 2 Mädchen dabei sind, die sich nicht mehr bei Schwester Katharina gemeldet haben. Von einer wissen wir inzwischen, dass sie verheiratet ist, von der anderen können wir das nur vermuten. Heiraten bedeutet den Abbruch der Ausbildung, oft heiraten sie leider nicht aus Liebe, sondern die Verwandtschaft spekuliert auf „Labola“, das Brautgeld. Die jungen Frauen trauen sich nicht dagegen aufzubegehren und bei Schwester Katharina um Hilfe zu bitten. Bisher kam nur eine junge Frau zurück und besucht wieder die Schule nachdem sie eine Tochter gebar und ihr Mann kein Interesse mehr an ihr hat. Ihre Pateneltern unterstützen sie wieder. Für die jungen Frauen ist es genau deshalb sehr wichtig die Schule zu besuchen, so können sie ihre Kinder besser unterstützen und sich selbst notfalls weiterhelfen.

Die wichtigste Neuigkeit aus Bondolfi ist – es gab eine sehr gute Ernte – so gut wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Wir konnten bereits auf der Fahrt nach Bondolfi runde und zufriedene Kühe am Straßenrand sehen, sie hatten genügend zu fressen. Viele unserer Patenkinder mussten in jeder freien Minute ihren Verwandten bei der Ernte helfen, wir sahen sie deshalb nur sehr wenig.

Die Zuflucht ist jetzt das zuhause von 7 Mädchen und 5 Jungs, sie haben keine Familie in der sie gut versorgt werden. Es ist ein gelungenes Projekt. Dort spürt man, dass die Leiterin Tambu alle ihre Zöglinge liebt wie ihre eigenen Kinder. Sie hat im Vorgarten neben Blumen auch Mais und Kohl angebaut, sie animiert die Kinder zu helfen und sie tun alles dafür, dass sie dort leben dürfen und unterstützen Tambu. Wir konnten die liebevolle Atmosphäre richtig spüren.Gefreut haben wir uns, dass wir in Bondolfi Schwester Therese kennenlernen durften. Sie kommt aus Irland und unterstützt Schwester Katharina. Mit ihr und einigen Patenkindern haben wir den Computerraum vollends fertig eingerichtet. Schwester Therese unterrichtet an der Secondary Schule, jetzt auch am Computer. Sie schrieb mir eine Mail, dass die Schüler sehr eifrig sind alles zu lernen, sie sind gierig nach der neuen Technologie, über das Internet können sie sich später informieren und teilhaben. Von Schwester Therese bekam ich vor Ort auch Informationen über weitere bedürftige junge Menschen, inzwischen haben die meisten schon Pateneltern.

Neben der kleinen Klinik in Bondolfi ist das Gebäude für die Schwangerenberatung fertig geworden. In Masvingo kauften wir noch Stoffe für Vorhänge und Bettwäsche, Schwester Katharina nähte inzwischen fleißig und alles ist fertig – sogar Vorhänge für den Computerraum damit das Licht nicht blendet und es im kahlen Raum weniger hallt.

Ich war sehr traurig, dass ich einem Patenkind nicht helfen konnte. Der intelligente Junge wartet seit über einem Jahr auf die Korrektur seiner Geburtsurkunde. Sie war ausgestellt auf den 31. Juni, einen Tag den es nicht gibt. Deshalb konnte er seine O-Level Prüfung nicht wiederholen. Mit ihm fuhr ich ins Amt nach Masvingo, nach einigen Gesprächen wurde er interviewt und sagte, dass die Frau, die als seine Mutter eingetragen war, nicht seine Mutter ist – daraufhin wurde die Urkunde eingezogen. Nun muss die Stiefmutter eine Strafe bezahlen und er benötigt 2 erwachsene Verwandte, die bestätigen wer er ist. Leider sind seine Verwandten nicht bereit ihm zu helfen, selbst wenn wir die Strafe bezahlen und die Fahrtkosten übernehmen. Ohne Geburtsurkunde ist er nicht existent und kann keine Prüfung schreiben und seinen Abschluss nicht machen und dabei würde er so gerne Polizist werden. Wyckliff, ein ehemaliges Patenkind, inzwischen Dozent am Lehrerseminar und rechte Hand von Schwester Katharina für Problemfälle, hat es übernommen. Wir wünschen ihm, dass es noch eine Chance auf die richtige Geburtsurkunde gibt.

Nun noch etwas Organisatorisches, verschiedene Pateneltern senden ihren Patenkindern ein Paket oder einen Brief. Es gab nun einen Fall, in dem das Paket zurück kam mit einem Vermerk auf gefährliche Stoffe – es handelte sich um ein kleines Parfümfläschchen – kleiner als 100ml. Im Flugzeug ist es im Handgepäck erlaubt. In diesem Fall war das Paket komplett durchwühlt und nach 3 Wochen wieder zurück. Der Absenderin wurde auf Nachfrage mitgeteilt, dass sie froh sein soll, dass kein Strafverfahren wg. Verstoß gegen die Gefahrgutverordnung eingeleitet wurde. Deshalb mein Hinweis an Sie, bitte beachten Sie, dass Sie keine Flüssigkeiten und keine Batterien bzw. Elektrospielzeuge versenden. Im Zweifelsfall fragen Sie besser bei der Post nach was drin sein darf.

Eine Patin hat nun auch den Versuch gemacht, einen großen Brief zu senden, das ist wesentlich günstiger. Ich kann bisher noch nicht berichten wie lange er benötigt und ob er gut angekommen ist.

Voraussichtlich im November werden wir Sie zu einem Patenelterntreffen einladen. Ich freue mich schon darauf Ihnen einige Fotos unserer Reise zu zeigen und persönlich zu berichten. Gerne beantworte ich auch Fragen und nehme Ihre Anregungen auf. Ob meine Nichte Lina und ihre Freundin Jana aus der Heidelberger Gegend dazu kommen, weiß ich noch nicht. Sie waren dieses Jahr das erste Mal mit uns in Bondolfi.

Für den späten Nachmittag am 23. September planen wir ein Kernen-Masvingo Sommerfest mit den Stettener Weinkönigen. Eine Einladung bekommen Sie noch zugesandt.

Für heute wünsche ich Ihnen alles Gute und übersende auch viele Grüße von den Schwestern Katharina und Therese.

Ihre Kernen-Masvingo-Gesellschaft